Das Stundenglas

Weißer Sand umhüllt von Glas, von Standgehäuse und Zinn,
rieselt ohne Unterlass Traum und Stunden dahin.
Und so lautlos wie die Sandsäule fällt,
zählt es die Sekunden der Welt.
Ist dann seine Zeit herum,
so dreht man es wieder um.

Kaiser, König, Edelmann, die hielten es in der Hand;
ihre Zeit ist längst vertan, mit dem Sand weggerannt.
Selbst das Stundenglas nochmal umzudrehn,
macht Geschehenes nicht ungeschehen,
denn die Zeit ist taub und blind,
und nur der Sand rinnt und rinnt.

Sei nicht traurig, wenn der Augenblick flieht,
der ist glücklich, der den Sonnenschein sieht.

Mancher glaubt, die goldne Zeit, die sei schon lange vorbei.
Trotzdem wechseln Freud und Leid jede Stunde aufs neu.
Was heute oben ist fällt morgen herab,
was jetzt blüht, liegt bald schon im Grab.
Denn die Zeit lässt keine Wahl, bei ihr ist alles egal.

Sei nicht traurig, halte Minuten nicht auf,
lach und liebe, alles nimmt seinen Lauf.

Schau nicht auf das Stundenglas, tagein, tagaus wie gebannt.
Finde selbst das richtige Maß, gib dem Leben die Hand.
Nutze den Tag und nutze die Stunde der Nacht,
freu dich, wenn die Liebe die lacht.
Einmal kommt der Sensenmann und hält das Stundenglas an.


Worte: Walther Richter
Weise: Wolfgang Preuss