Trinklied vorm Abgang

Schon wird uns oft ums Herz zu eng,
es läßt uns niemals ruhn;
wir konnten manchmal im Gedräng’
nicht ganz das Rechte tun.
Laßt in der Runde gehn den Wein,
horcht, wie die Zeit verrinnt;
die Menschen werden kleiner sein,
wenn wir gegangen sind.

Uns wäre eingereiht, behaust
und vorbetreut nicht wohl;
wir konnten noch in unsrer Faust
vereinen Pol und Pol.
Laßt in der Runde gehn den Wein,
horcht, wie die Zeit verrinnt;
die Menschen werden schwächer sein,
wenn wir gegangen sind.

Ob altes Maß, ob neues Maß,
wir müssen bald vergehn;
was schadet’s, bleibt nur dies und das
von uns als Zeichen stehn.
Laßt in der Runde gehn den Wein,
horcht, wie die Zeit verrinnt;
die Menschen werden freier sein,
wenn wir gegangen sind.


Worte: Theodor Kramer